Regie: Martina Gredler
Dramaturgie: Jana Schulz
Musik: Jana Schulz, Antonia Dering
Ausstattung: Anna-Luisa Vieregge
Live-Musik: Antonia Dering, Kevin Sauer
Besetzung: Reinhard Bock, Meret Engelhardt, Christine Zart, Peter Liebaug
„Die Reise nach Petuschki“ ist hochkomisch und tieftraurig [...] Es ist die Geschichte der Totalverweigerung eines Menschen gegenüber seiner Gesellschaft, die Geschichte eines saufenden Dichters, der sich sein Recht auf das das unzerstörbarste der Menschenrechte nimmt: die Selbstzerstörung. [...]
Dabei ist es weniger ein Stück fürs Bühnen-Theater als fürs Kopf-Theater. Die delirierende Imagination des Ich-Erzählers ist schwer an reale Menschen zu binden, die vielen bildungsbezogenen Assoziationen muss man lesen – weshalb Martina Gredler und Jana Schulz, die Regisseurin und die Dramaturgin, in ihrer handwerklich nicht ungeschickten Fassung manches eliminieren und den Text, unter Verwendung des Original-Titels, auf 16 Figuren und vier Darsteller verteilen. [...]
Wenn [Reinhard Bock] für seinen Sohn betet, der mit drei Jahren schon den Buchstaben „ü“ kennt, dann legt er den Kopf in den Schoß der Strubbelblonden und wird selbst zum behüteten Kind und der Kontrabass gibt den schwermütigen Ton dazu. [...] Eine sehr eindrückliche Arbeit dieses Schauspielers. Christine Zart und Peter Liebaug haben mit ihren Figuren weniger Möglichkeiten und assistieren den Kollegen auf seriöse Weise.
Meret Engelhardt wiederum hat eine große, berührende Nummer als die Frau, der von dem Arbeiter Jewtjschuschin vier Zähne ausgeschlagen wurden wegen Puschkin, nachdem er sie in den Hintern gezwickt und auf dem Heuboden geschleppt hatte, eine verwickelte Geschichte. Die Schauspielerin verbindet hier die Sehnsucht mit dem Primitiven, das Abstoßende mit der Trauer.
Ein solch solitäres Stück Literatur ist eine Herausforderung. In Momenten wie diesem ist der Abend ihm dicht auf der Spur.
(Henryk Goldberg)